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Regionaler Honig durch und durch – ein detektivisches Puzzle in vier Kapiteln

 

Kapitel eins – Ein  neuer Bienenstandort:

Mitte des Sommers 2016 haben wir von einem leider plötzlich verstorbenen Imker aus Frechen einen neuen Bienenstand übernehmen dürfen, er liegt im rekultivierten Teil des Tagebau der Quarzwerke Frechen. Umgeben von Wald, wechseln sich an den Säumen von Tümpeln und kleinen Seen üppig mit Weiden bestanden Areale ab mit z.T. unter erheblichem Aufwand freigehaltenen feucht u. trockenen Magerwiesen.

 

Solche in Zeiten intensiver Landwirtschaft selten gewordener Habitate werden von auf Sukzessionsflächen angewiesenen Arten wie Kreuz- u. Wechselköten dankbar angenommen und dienen als Rückzugsort für auf Magerstandorten spezialisierte Kräuter. Dort findet sich das seltene mit dem Enzian verwandte Tausendgüldenkraut, oder das kleine Knabenkraut, unsere heute leider rar gewordene heimische Orchidee. Das Stand liegt zudem in einem durch die Kesselsituation geschützten Umfeld mit günstigem Kleinklima – kurzum, ein Traum für die Bienen und mich als Imker.

 

Kapitel zwei – Der Honig:

Der Flugkreis unserer Bienen erstreckt sich über den Tagebau hinaus bis auf die angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen, deren Schläge in wechselnder Fruchtfolge mit Getreide, Zuckerrüben aber zunehmend auch mit Raps bestellt werden. Zusätzlich gibt es im Zuge der staatlich geförderten Greening-Programme Phacelia, Senf und Ölrettich. 2016 sorgten zwei recht große Rapsschläge dort, zusammen mit Weiden, Ahorn und anderen Waldbäumen des Tagebaus für einen tollen hellen Frühtrachthonig: zartschmelzend wie Rapshonig, aber fruchtiger und insgesamt deutlich kräftiger im Geschmack. Der Sommerhonig an diesem Standort ist geprägt von Robinie, Brombeere und Linde, aber auch von Blatthonigen von Eiche und Weide, was dieses Jahr einen sehr aromatischen Honig von dunkler Farbe ergab – ob das nächstes Jahr auch so sein wird, muß sich zeigen, die Vegetation und die Ergebnisse in diesem Jahr lassen uns jedenfalls jetzt schon mit Spannung auf den nächsten Sommer warten!

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Von links: Linde, Raps & cremiger Sommertrachthonig (Foto: Sven Sester)

 

Kapitel drei – Der Tagebau:

In dem Tagebau hier in Buschbell wird ein Quarzsand (Siliciumdioxid SiO2) von einer besonderen Reinheit gefördert, welche durch eine örtliche Besonderheit zustande gekommen ist: Vor mehr als 25 Millionen Jahren verlief in Frechen nämlich die Küstenlinie eines urzeitlichen Meeres! Gezeiten und Strömung sortierten die Sandkörner nach Gewicht und Größe. Später im Tertiär (na, aufgepaßt in der Schule? Braunkohlezeit, hier im Rheinland vor zwischen 5-25 Millionen Jahren) wurde der ehemalige Sandstrand von Mooren und Sümpfen überdeckt. Die sich dort aus zersetzenden Pflanzenteilen gebildendeten Huminsäuren lösten auf ihrer Reise ins Grundwasser alle Unreinheiten aus dem Sand, worauf dessen heute strahlend weiße Farbe zurückzuführen ist. Bei der Absenkung der Kölner Bucht blieb der Villezug als sogenannter Halbhorst stehen – und nach der Erosion der exponierten Kohleschicht auf dem Rücken lag der Sandstrand plötzlich wieder an der Oberfläche.

 

Kapitel vier – Das Honigglas:

Reiner Quarzsand ist, unter anderem, das Rohmaterial für Glas. Je reiner der Sand, desto klarer das Glas[1]. Fensterglas, Marmeladen- und Honiggläser; meine Honiggläser zum Beispiel! Die Firma Weck in Bonn nämlich liefert mir, was ich bis Dato nicht wußte, schon seit Jahren meine DIB Gläser aus Frechener Quarzsand!

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Typische (Ein)Weckgläser stehen ikonisch für die gute alte Zeit, als Oma das Obst eingemacht hat, was als Dessert auf dem Tisch stand. Aber bei anderen ’normaleren‘ Gläsern mit Schraubverschlüssen weiß man für gewöhnlich nicht, wer der Hersteller ist und woher die Rohstoffe dafür kommen. Ich habe den Hersteller meiner Gläser auch nur durch einen Zufall erfahren, da einer Palette DIB Gläser bei meinem Händler noch ein Zettel vom Qualitätsmanagement der Firma Weck beilag. Und dann habe ich auch zufällig in einem Gespräch mit Quarzwerke-Mitarbeitern erfahren, daß die Gläser aus dem Hause Weck aus unserem Frechener Sand hergestellt werden![2] So schließt sich der Kreis!

Honig von hier, Imker von hier, Glas von hier! Dann noch Rapshonig, weiß wie Quarzstrand, in Gläsern aus Quarzsand: Imker, Honig & Honigglas aus Frechen! Regionaler geht’s doch nicht! Ich finde das eine wahnsinnig gute Geschichte, so richtig nach meinem Geschmack.

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Hinweis in eigener Sache: Wenn das für Sie auch nach einer runden Sache klingt und Sie sich vorstellen können, daß unser Honig gut in Ihr Sortiment passen würde, dann scheuen Sie sich nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen!

1. Der leichte Grünstich der Gläser ist dabei auf im Rohstoff enthaltenes Eisenoxyd zurückzuführen #1
2. Gläser von Weck erkennt man jedenfalls an einer kleinen Einprägung vP‘, mal am unteren Rand, mal im Boden oder am Hals des Glases. Die Markung steht für ‚von Poncet‘ und verweist auf die lange Tradition der Bonner Glasfabrik, die ursprünglich von August dem Starken in Sachsen gegen Ende des 17.Jhr gegründet wurde und bis vor dem ersten Weltkrieg unter dem Namen ‚Von Poncet Glashüttenwerke AG‘ die größte Glasfabrik weit und breit war. In den Kriegswirren mit der Enteignung der Fabrik flüchtet sich die Firma mit ihren Mitarbeitern nach Bonn, wo sie seit 1950 in der Nähe zum Frechener Tagebau und zum Rohstoff Quarzsand unter dem Namen WECK Einweckgläser und Gläser für private Haushalte und die Industrie produziert.#2

 

 

 

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