Ein hellgelber, streichzart und milder Honig. Als Frühtracht bezeichnet der Imker den Honig der ersten Ernte des Jahres. Es handelt sich um einen Blütenhonig aus Frühjahrsblühern in je nach Region, Standort und Jahr unterschiedlicher Zusammensetzung und von unterschiedlichem Geschmack.
Die Grundlage für meinen Frühtrachthonig bilden die Obstblüten in Standnähe, Kirschen, Pflaumen und Apfelbäume. Dazu kommen Löwenzahn und Wildkräuter der Wiesen und Ahorn vom nahen Waldrand. Rapsfelder werden, auch wenn sie etwas weiter entfernt liegen, ebenfalls angeflogen und sorgen für die schöne, feincremige Struktur des Frühtrachthonigs. Im Vergleich zu reinem Rapshonig ist der Geschmack aber kräftiger und der Honig ist deutlich gelber. Wenn allerdings, wie 2014, das Rapsfeld nur ca. 200m vom Haus entfernt liegt, wird die Unterscheidung recht schwierig.
Den Frühtrachthonig ernte ich zumeist Mitte Mai, je nach Wetterlage und Frühjahrsentwicklung. Die Bienenvölker haben dann die Honigabteile ihrer Stöcken vollgetragen und den gesammelten Honig mit einer dünnen Wachsschicht versiegelt, für den Imker ein Zeichen, dass der Honig ‚reif‘ ist. Reif bedeutet, dass die Bienen den eingetragenen Nektar entwässert und fertig bearbeitet haben. Die Honigwaben werden entnommen, die Wachsschicht entfernt und der Honig mit Hilfe einer Schleuder geerntet. Der Honig läuft aus der Schleuder durch verschiedene Siebe von grob zu fein, um Wachs- und gröbere Pollenreste herauszufiltern. Der Honig ist zu diesem Zeitpunkt wunderbar klar und flüssig. Anschließend darf der Honig eine gewisse Zeit ruhen, in dieser Phase steigen verbliebene feinste Wachspartikel wie eine Sahneschicht an die Oberfläche und werden dort entnommen. Würde ich den Honig in dieser Form in Gläser füllen, würde er auf Grund des Rapsanteils rasch kandieren, hart werden und beim Verzehr zwischen den Zähnen knirschen.
Um eine dauerhaft feincremige Konsistenz zu erreichen, muß der Imker den Kristallisationsprozess steuern. Das Ziel dabei ist es, statt weniger großer Kristalle sehr viele kleine zu erreichen. Dazu rührt der Imker den Honig regelmäßig und bricht damit das sich entwickelnde Kristallgitter immer wieder auf. Die sich bildenden Minikristalle werden dabei gleichmäßig im Honig verteilt, der Honig trübt dabei mehr und mehr ein und man erhält nach einigen Tagen rühren einen tollen, feincremigen Honig! Der Geschmack liegt in der Hand der Bienen und ist abhängig von den beteiligten Blüten, aber die Konsistenz und Textur des Honigs trägt die Handschrift des Imkers!