Ein feinschmalziger, weißer Honig von unnachahmlich mildem Geschmack. Der Honig wird aus dem Nektar des zur Ölgewinnung angebauten Nutzraps (Brassica napus) gewonnen, welcher uns die leuchtend gelben Teppiche im Frühjahr beschert. Die gelben Felder im Sommer und Herbst bestehen dagegen zumeist aus Acker-Senf (Sinapis arvensis), welcher als Gründünger Verwendung findet.
Die Bienenvölker werden nach einer Aufbautracht am Heimatstand durch Weide und Obst zu einem Rapsfeld gebracht, wo sie während dessen Blütezeit einige Wochen stehen und fleißig die Rapsblüten befliegen. Wenn die Bienen eine erreichbare Rapsquelle in ihrer Nähe finden, bleibt so gut wie jede andere Blüte unbeachtet. Rapsblüten üben auf Bienen eine große Anziehungskraft aus, da reichlich Nektar produziert wird und dieser einen hohen Zuckergrad aufweist.
Rapshonig wird in meiner Region gegen Anfang Mai geerntet. Die Honigräume werden dazu bienenfrei mit nach Hause genommen, die Waben entdeckelt und ausgeschleudert. Der Rapshonig ist zu diesem Zeitpunkt goldig-klar und flüssig. Er fließt durch einige Siebe, um Wachsteilchen und größere Pollenreste zu entfernen und kommt dann, in großen Fässern, zum Ruhen. Nach einem weiteren Tag sind die feinsten noch verbliebenen Wachspartikel an die Oberfläche gekommen und werden dort behutsam abgenommen. Auch jetzt ist der Rapshonig noch klar und flüssig!
Wenn man den Honig in dieser Phase in Gläser füllen würde, hätte man nach kurzer Zeit ein Glas mit steinhartem Honig, in das man problemlos ein Buttermesser stecken und abbrechen könnte. Um das zu vermeiden, rührt der Imker den Honig. Blütenhonige kristallisieren fast ausnahmslos (Akazienhonig tut das nicht), Rapshonig ist dabei der Schnellste. Schon nach wenigen Tagen, manchmal schon nach einem, verändert der Rapshonig seine Farbe und trübt ein. Ursache ist die Bildung kleinster Zuckerkristalle. Der Imker rührt in dieser Phase zweimal täglich den Honig, bricht die sich bildenden Kristallgitter immer wieder auf und verteilt die Zuckerkristalle gleichmäßig im Honig. Ziel sind möglichst viele kleine, anstatt weniger großer Kristalle. Der Rapshonig hellt im Zuge dieses Prozesses immer weiter auf und wird cremiger. Wenn der Imker den richtigen Zeitpunkt für gekommen hält, füllt er den Honig in die Gläser.
Den Zeitpunkt festzulegen, wann der Honig reif zum Abfüllen ist, erfordert etwas Übung: wenn im Honig noch zu wenige Kristalle vorliegen, könnten sie im Glas noch lange zusammenwachsen und ein zu starkes Kristallgitter bilden, der Honig würde nicht fest, sondern hart. Der Honig knirscht im Mund. Rührt man jedoch zu lange, zerstört man die Ecken der Kristalle, der überrührte (‚rundgerührte‘) Honig hat dann dauerhaft eine glitschige Konsistenz und verursacht ein, wie ich finde, gruseliges Mundgefühl.
Ich fülle ab, wenn der Honig beim Rühren einen schönen Perlmuttglanz zeigt und eine cremige Konsistenz aufweist. Im Glas wird der Rapshonig dann in wenigen Tagen feincremig fest und hellt noch etwas weiter auf. Das Endprodukt ist ein fruchtig milder, fast weißer Honig von feinschmalziger Konsistenz. Eben echter Rapshonig!